Was ist eigentlich Denglisch? Und warum sprechen wir Denglisch?

Nachdem wir uns in unserer letzten Blogausgabe den weitverbreiteten Anglizismen und Scheinanglizismen gewidmet haben, beleuchten wir nun ein weiteres Sprachphänomen:

Denglisch“, auch bekannt als „Germlish“, „Genglish“ und „Engleutsch“.

Wie kam es überhaupt zu dieser „Sprachverhunzung“, wie manch einer es nennen würde? „Die Welt wird immer mehr zu einem globalen Dorf“, könnte man da antworten. Richtig, denn Menschen, Kulturen und eben auch Sprachen vermischen sich verstärkt. Werden wir in Zukunft also eine Art Hybridsprache sprechen wie in der populären amerikanischen Science-Fiction-Fernsehserie Altered Carbon? Dort verwenden die Charaktere einen Mix aus Vokabeln verschiedenster Sprachen. So weit ist es bei uns beileibe aber noch nicht. Doch der bilinguale Wortschatz hält langsam, aber stetig Einzug in unseren Alltag.

In Deutschland beispielsweise werden profunde Englischkenntnisse und der Gebrauch englischer Fachausdrücke und Fremdwörter in der Arbeitswelt immer wichtiger und sind Teil des – nicht nur beruflichen – Sprachgebrauchs. Das „Vermanschen“ der englischen Fremdsprache mit der deutschen Muttersprache ist dabei das, was wir spöttisch „Denglisch“ schimpfen. Übrigens: Da durchaus unterschiedliche Definitionen des Begriffs bestehen, fallen in diesem Blog der Einfachheit halber alle Varianten des Phänomens unter die Bezeichnung Denglisch.

Denglisch am Arbeitsplatz

Viele deutsche Unternehmen sind seit Jahren und Jahrzehnten zu einem kulturellen Schmelztiegel geworden, finden sich hier doch mittlerweile viele Angestellte mit ausländischen Wurzeln.

Da hat natürlich auch die Sprache nachgezogen: Einige große deutsche „Companys“ haben im Zuge ihrer internationalen Expansion – und um eine bessere Verständlichkeit ihrer Geschäftstätigkeit zu erreichen – sogar ihre Corporate Language von Deutsch auf Englisch umgestellt. Die Konferenzräume und Unternehmensflure in Deutschland sind daher voll von Wörtern, Phrasen, Sprichwörtern und Jargons, die allesamt der englischen Sprache entlehnt sind.

Die anhaltende Pandemie hat dazu geführt, dass Substantive wie „Homeoffice“ und „Homeschooling“ die Denglisch-Rangliste anführen. Andere „Buzzwords“ wie „Out-of-the-box-Denken“, „disruptive Ideen“, „Low-hanging Fruit“ und „Thought Leadership“ haben sich als üblicher Sprachgebrauch in Firmensitzungen etabliert. Aber auch Denglisch entwickelt sich ständig weiter – nehmen Sie zum Beispiel die unnötige Verwendung gleichbedeutender Wörter aus beiden Sprachen („Dienstleistungen und Services“) oder das Aufkommen neuer Wörter, bei denen es sich einfach um eine Eindeutschung englischer Wörter handelt („meeten“, „callen“, „mailen“ – klingelt da etwas bei Ihnen?).

Denglisch ist in aller Munde

Im Alltag hat Denglisch ohnehin seinen festen Platz. Das sieht man schon bei den Teenagern (Anglizismusalarm!), die englische Wörter der Umgangssprache wie „nice“ oder „lit“ als Adjektive verwenden, um das neueste Paar „Sneakers“ zu beschreiben. „Stores“ führen jetzt Artikel wie „Longsleeves“, „Sweater“ und „Cold Shoulders“ und bieten den Kunden die Möglichkeit, „online“ zu „shoppen“. Auf dem Spielfeld werden „Teams“ mit Begriffen wie „performen“, „fighten“ und „mehr Effort“ motiviert.

Seit jeher wimmelt es in der Werbung von englischen Vokabeln („… and more“, „to go“ etc.). Und ständig kommen neue hinzu: Eine Plattform, die generalüberholte „Smartphones“ verkauft, spricht zum Beispiel davon, dass ein Gerät „legit new“ ist. Es gibt auch eine Bank, die ihren Kunden bei ihren „Services“ „no bullshit“ (ein Schimpfwort, das eher nichtfinanziellen Angelegenheiten vorbehalten sein sollte) verspricht. Die „Entertainment“-Arena ist gleichermaßen reich an „Songs“ über „Beats“, „Groove“ und „Flow“. Filme werden zwar weiterhin synchronisiert, die Beschreibungen noch übersetzt, doch behalten die Titel heute oft ihre ursprüngliche englische Fassung.

Denglisches Besprechungsbingo

Auch wenn wir als Sprachexperten durchaus pedantisch sind, wenn es um den korrekten Sprachgebrauch geht – gerade im lockeren Gespräch sind wir doch offen für neue Wortschöpfungen und Wortkombinationen. Bei jeglicher Art offizieller Kommunikation sollte man hingegen sprachlich sehr genau sein; trotzdem gilt es, mit der aktuellen Sprachentwicklung Schritt zu halten.

Was bedeutet Denglisch also für Sie? Soll man als Muttersprachler im deutschen Sprachraum zum „Sprachpanscher“ werden? Unser Rat: „Ruhe bewahren und Bingo spielen“ – mit unserer Denglisch-Bingo-Karte. Finden Sie noch mehr schöne Denglisch-Buzzwords? Vielleicht während des nächsten „Meetings“ oder „Get-togethers“? Bitte „sharen“ – dann können wir unsere Liste „updaten”!

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Saveen Uthappa-Eck

Seit 2016 übersetzt Saveen Uthappa-Eck nicht nur Texte ins Englische, sie schreibt sie auch noch selbst! Als waschechter Sprachfan erfreut sie sich am Lösen von Kreuzworträtseln und dem Schauen von Sendungen und Filmen in fremden Sprachen.
Saveen Uthappa-Eck