Germanismen: deutsche Wörter mit Zweitwohnsitz

Anglizismen, Gallizismen, Hispanismen … im Deutschen haben unzählige Wörter aus anderen Sprachen wie dem Englischen, Französischen und Spanischen eine weitere Heimat gefunden. Bedingt durch Kriege, Migration oder einfach den Austausch an der Landesgrenze. Manch ein Wort hat sich dabei so assimiliert, dass man gar nicht mehr weiß, woher es eigentlich stammt. Beispielsweise hat unser Keks den englischen Vorfahren cake. Und das Karamell und der Kakao haben spanische Wurzeln.

Surfer mit Board blickt aufs Meer

Die Auswanderer residieren sowohl in ausländischen Kochbüchern als auch Tageszeitungen.

Andersherum sind auch viele deutsche Wörter reiselustig und haben sich in anderen Ländern als Germanismen einen Namen gemacht. Vielleicht wissen Sie, dass die Amerikaner ihren Nachwuchs in den kindergarten bringen und unsere gemutlichkeit zu schätzen wissen.

Außerdem essen sie gern schnitzel und strudel, derweil sie das leitmotif in ihrem bildungsroman suchen. 

Auch die Franzosen bedienen sich gern unserer bildungssprachlichen Ausdrücke – unseren Dichtern und Denkern sei Dank – und beherbergen ebenfalls unser leitmotif in ihrer Sprache. Hier entspricht auch dem zeitgeist, wer über die vermeintlich richtige weltanschauung sinniert. Ganz schön elitäre Germanismen, die im Französischen eine neue Heimat gefunden haben, nicht? Der Anschein trügt nicht. Es gelten strenge Einreisebeschränkungen. Die Academie Francaise wacht hier über die Reinheit der Sprache. 

Manche übernehmen den Stil der Nehmersprache, andere möchten ihre Herkunft offen zeigen. 

Unsere anderen Nachbarländer sind da weitaus aufnahmefreudiger. So fühlen sich die Dänen auch besoffen, wenn sie beispielsweise am polterabend über den Durst getrunken haben. Und mögen keine besserwisser, die das schon hatten kommen sehen. Im Finnischen, Schwedischen und Norwegischen werden Menschen, die sich in alles einmischen, ebenfalls als besserwisser bezeichnet. Der Rückschluss auf unsere Kultur ist hier wohl weniger rühmlich … 

Da ehrt es uns mehr, dass sich die Niederländer unser aha-erlebnis und fingerspitzengefühl zu eigen gemacht haben. In Polen gibts unter anderem den bosman (Bootsmann), buchalter (Buchhalter) und burmistrz (Bürgermeister). Bei Letzteren handelt es sich um sogenannte Lehnwörter, die sich im Gegensatz zu Fremdwörtern dem Sprachgebrauch der Nehmersprache anpassen. So wird die Vorliebe der Finnen für doppelte Vokale im kuulalaakeri für Kugellager sichtbar, die Letten haben lustig in lustīgs umgewandelt und im Rumänischen wird unsere Schnur wie Schnur ausgesprochen, aber șnur geschrieben. 

Mehrteilige Germanismen besonders beliebt im Ausland.

Unsere Kunst, mehrere Wörter aneinanderzureihen, um mit wenig möglichst viel auszusagen, findet im Ausland großen Anklang. Und Nachahmer. So werden insbesondere deutsche Wörter, die aus zwei oder mehreren Komposita bestehen, in anderen Sprachen genutzt. (Mal abgesehen von Wortmonstern wie Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmützen.) Im Türkischen finden sich zum Beispiel unser şipidak (Schiebedach), tonmayster (Tonmeister) und otopark (Autopark bzw. Parkplatz) wieder. Und die Italiener lauschen auch dem minnesänger und entscheiden sich anschließend im Ristorante für den stoccafisso (Stockfisch) aus der Abendkarte.  

Ein besonders niedlicher zweiteiliger Germanismus ist mir während meines letzten Urlaubs auf Fuerteventura begegnet, als ich einen Windsurfkurs machen wollte. Der braun gebrannte und muskelbepackte Surflehrer zeigte mir die verschiedenen Kursarten auf und riet mir dann schließlich mit spanischem Akzent zum Einsteigermodell: „We call it schnupperkurs.“

Nadja Plaßmann
«Nadja Plaßmann mag Kurzgeschichten und lange Spaziergänge. Sie schlägt gern Wurzeln und wünscht sich manchmal Flügel. Seit 2006 korrigiert und lektoriert sie bei Apostroph Germany fremde Texte und verfasst wunderbare eigene.»
Nadja Plaßmann · Language Consultant, Apostroph Germany

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Tamara Weßel
Operative Geschäftsleitung
Tamara Weßel Operative Geschäftsleitung Apostroph Germany

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