Die Sprache des Karnevals

Sind Sie bereit für den Konfetti-Regen? Oder eher der Typ „Ich flüchte in die Sonne“? Wenn Sie sich mit der anstehenden fünften Jahreszeit – wie die Karnevalstage bzw. -wochen auch gern genannt werden – vertraut(er) machen wollen: Der Schlüssel ist die Sprache. Wir weihen Sie im Folgenden gern in wichtige karnevalistische Begriffe ein. Das Nonverbale trauen wir Ihnen nach zwei, drei Kölsch oder einer Maß allein zu. Eine leichte rheinländische Färbung bitten wir zu entschuldigen, die Autorin ist mit dem Kölner Karneval groß geworden. Schicken Sie uns aber gern bunte Karnevalswörter und ihre Bedeutung aus anderen Landesteilen, wenn Sie Gefallen an dem Spektakel gefunden haben. Dann gibt es nächstes Jahr eine Fortsetzung.

Konfetti

Grundbegriffe

Fastelovend, Fastnacht und Fasching
In Vielfalt vereint – so verschieden die Namen für den Karneval und so unterschiedlich die Bräuche, so gleich die Freude am närrischen Treiben: Die Kölnerinnen und Kölner lieben ihren Fastelovend. Ursprünglich bezog sich der Begriff auf den Abend vor der Fastenzeit. Heute meint man die ganze Session damit. Etwas südlicher, insbesondere in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen, kostümieren sich die Karnevalisten für die Fastnacht.

Auch in einigen Teilen der Deutschschweiz sagt man Fastnacht, während in anderen Regionen der Begriff Fasnacht oder Fasnet gebräuchlich ist. In Bayern, Teilen Thüringens und Sachsens sowie in Österreich tanzen die Hexen, Hawaiihemd-Träger und Häschen wiederum beim Fasching durch die Straßen.

Von Alaaf über Helau bis Zunzge, Zunzge
Noch vielfältiger als die Bezeichnungen für den Karneval sind die Schlachtrufe, mit denen sich die Jecken wahlweise begrüßen oder anfeuern. So ertönt es beispielsweise Alaaf in Köln, Bonn, Aachen und im Oberbergischen. In Düsseldorf, Duisburg, Krefeld und am Niederrhein liegt man mit Helau goldrichtig. Überhaupt, der Ruf Helau ist in vielen Karnevalshochburgen verbreitet, gern auch etwas abgewandelt und mit Rückschluss auf die jeweilige Stadt. So heißt es in den sauerländischen Kleinstädten Drolshagen und Hützemert Drolau und Hülau. Im Süden Deutschlands werfen sich die Jecken unter anderem ein fröhliches Narri-Narro oder Zunzge, Zunzge zu. Außerdem haben viele Karnevalsvereine ihre ganz eigene Sprache: In Regensburg hat beispielsweise die Faschingsgesellschaft Narragonia den Narrenruf Radi-Radi etabliert. Auch in der Schweiz geht es bunt zu, eine geläufige Begrüßung ist Hoi zäme! 

Verben

Pappnas aufsetzen
Manche Zugereiste, also keine Urkölner Menschen, wagen sich erst mal zögerlich ins närrische Treiben. Aus der Not heraus (es sind noch keine Karnevalskiste mit gestreifter Leggings und Biene-Maja-Flügel vorhanden) oder um ihre Skepsis zu demonstrieren, tragen sie nur rote Clownsnasen. Egal, wenn schon kein Kostüm, dann wenigstens „en Pappnas em Jeseech“.

Schunkeln
Der Duden versteht unter schunkeln „sich hin und her wiegen“. Im Karneval braucht es dazu nur ein Lied im Dreivierteltakt und schon hakt man sich automatisch beim Engelchen links und beim Teufelchen rechts ein und schaukelt zur Musik. Ob in der Kneipe, vor der Kneipe oder beim Rosenmontagsumzug. Die Krux dabei: nicht nur mit den Armen schwingen, sondern den ganzen Körper einsetzen – dabei allerdings nicht sein gesamtes Gewicht auf die Mitmenschen verlagern. Finessenreich, aber dennoch schnell zu adaptieren.

Bützen
Ein Bützjen ist ein Küsschen im Rheinland und wird im Karneval gern auch mal unter Fremden verteilt. Allerdings ist es nur freundschaftlich gemeint und wird mit gespitzten Lippen auf die Wange gehaucht. Das Verb dazu ist bützen, das Partizip Perfekt jebützt.

Kamelle fangen
Süßigkeiten, Bonbons, Pralinen – alle diese Leckereien werden im Karneval als Kamelle bezeichnet. Sie werden von den Karnevalisten auf den Umzugswagen in die Luft gewirbelt und fordern die Fangkünste der Jecken heraus. Manch ein Fastenglas lässt sich damit auch prima befüllen … 

Substantive (Basis)

Jeck
Der Jeck steht sogar im Duden und bedeutet Fastnachtsnarr. Das gleichnamige Adjektiv jeck gehört auch zur Umgangssprache im Rheinland und wird auch außerhalb der Session gern verwendet. Jeck, also verrückt, kann man auf alles Mögliche sein. Jeck auf Schokolade, jeck auf Sonne, jeck auf Fastelovend.

Dreigestirn, Karnevalsprinzenpaar und Karnevalsprinz
In den rheinischen Karnevalshochburgen regiert in der fünften Jahreszeit das Dreigestirn, bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau. Dabei repräsentiert die Jungfrau die weibliche Energie, der Bauer die ländliche Bevölkerung und der Prinz übernimmt die Rolle des Monarchen. Anderenorts nimmt der Karnevalsprinz das Zepter allein in die Hand oder ein Karnevalsprinzenpaar führt durch die närrische Zeit. 

Elferrat
Hinter jedem erfolgreichen Regenten steht ein starker Elferrat. Er ist eine Gruppe von elf Personen, die oft als Organisations- und Repräsentationsgremium während der Karnevalsveranstaltungen fungieren. Die Mitglieder tragen oft Uniformen und repräsentieren symbolisch die elf Ratsmitglieder eines Dorfes oder einer Stadt. Mit Büttenreden und Sketchen tragen sie außerdem zur Erheiterung des närrischen Volkes bei.

Funkenstern

Funkenmariechen
Was beim American Football die Cheerleader sind, sind im Karneval die Funkenmariechen. Mit duracellähnlicher Energie schwingen sie in einer prächtigen Uniform ihr Tanzbein in die Luft und locken mit ihrem Strahlen bei so manch einem Karnevalsmuffel doch noch ein Lächeln hervor. Der Name mag an eine Mischung aus Funken und Märchen erinnern, und in gewisser Weise sind sie das auch – funkelnde Sterne auf der Karnevalsbühne. Das männliche Pendant des Funkenmariechens ist der Tanzoffizier.

Wagenengel
Die schützenden Helferinnen und Helfer begleiten die Wagen, Kutschen und Gespanne beim Karnevalsumzug. Ihre Aufgabe besteht darin, die Unversehrtheit der Zuschauer zu gewährleisten. Denn im Kampf um die gezuckerten Leckereien kann es schon mal hoch hergehen. 

Substantive (fortgeschritten)

Prunksitzung
Wie der Name schon verrät, handelt es sich bei der Prunksitzung um eine pompöse Veranstaltung. Häufig vom Elferrat organisiert, kommen hier die Jecken in festlichen Kostümen zusammen, um sich gemeinsam bei Büttenreden und musikalischen Darbietungen zu amüsieren. Höhepunkt ist oftmals der Einmarsch des örtlichen Karnevalsprinzen, des Karnevalsprinzenpaars oder des Dreigestirns. An der ein oder anderen Prunksitzung kann man auch im eigenen Wohnzimmer partizipieren, da sie im Fernsehen ausgestrahlt wird.

Kappensitzung
Die Kappensitzung ist eine bodenständigere Form der karnevalistischen Sitzung im Vergleich zur aufwändigen Prunksitzung. Oft von kleineren Karnevalsgruppen oder Vereinen organisiert, zeichnet sich die Kappensitzung durch einen familiären bzw. lokalen Charakter aus. Der Name leitet sich von der traditionellen Kopfbedeckung (Kappe) der Karnevalisten ab. 

Stunksitzung
Die Stunksitzung wurde 1983 in Köln als Protest gegen den traditionellen Karneval erstmals abgehalten und spielt mit ihrem Namen auch auf die Prunksitzungen an. Stunk ist ein kölscher Ausdruck für Gestank bzw. Unruhe. Seit nunmehr über 40 Jahren ist die Kölner Stunksitzung bekannt für ihren satirischen Charakter und greift aktuelle politische und gesellschaftliche Themen pointiert humorvoll auf. 

Konnten Sie die ein oder andere neue Vokabel lernen? Dann geht es jetzt ans Praktische – wir wünschen eine fröhlich-gesellige Zeit! Und um mit der kölschen Band Bläck Fööss zu schließen: Mir sprechen hück all dieselve Sproch! (Auf Hochdeutsch: Wir sprechen heute alle dieselbe Sprache!)

Nadja Plaßmann
«Nadja Plaßmann mag Kurzgeschichten und lange Spaziergänge. Sie schlägt gern Wurzeln und wünscht sich manchmal Flügel. Seit 2006 korrigiert und lektoriert sie bei Apostroph Germany fremde Texte und verfasst wunderbare eigene.»
Nadja Plaßmann · Language Consultant, Apostroph Germany

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Tamara Weßel
Operative Geschäftsleitung
Tamara Weßel Operative Geschäftsleitung Apostroph Germany

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