Leichte und einfache Sprache: verständlich kommunizieren

 „In Anbetracht der Tatsache, dass es für das menschliche Dasein von entscheidender Bedeutung ist, eine adäquate und hinreichende Menge an Wasser aufzunehmen, um eine Dehydrierung zu vermeiden, erscheint es angebracht, eine ausreichende Anzahl von Flüssigkeitsbehältern in der unmittelbaren Nähe zur Verfügung zu stellen." – Paradoxerweise sind viele Texte, die sich an eine breite Masse von Menschen richten, häufig unnötig kompliziert geschrieben. Angefangen vom Arztbericht über die allgemeinen Geschäftsbedingungen für den neuen Handyvertrag bis zum Wahlprogramm einer politischen Partei. Da verstehen Laien oft nur Bahnhof und steigen schnell wieder aus. Wie muss es erst Menschen gehen, die eine Lernbehinderung oder geringe Lesekompetenz haben, wenig Deutsch sprechen oder aus anderen Gründen Schwierigkeiten haben, komplexe Texte zu verstehen?

Frau im Sessel schaut aufs Handy

Sprachbarrieren beseitigen

Stellen Sie sich vor, dass Sie mobil eingeschränkt sind und die erste Etage eines Hauses betreten möchten. Aber es gibt nur eine Treppe und keine Rampe oder einen Aufzug. Es ist also unmöglich für Sie, ein Stockwerk höher zu gelangen. Ähnlich verhält es sich bei Informationen: Wenn diese nur in schwerer oder komplexer Sprache verfasst sind, können Menschen mit Lernschwierigkeiten oder eingeschränktem Sprachverständnis sie nicht verstehen.

Barrierefreiheit und Inklusion bedeuten daher, dass auch sprachliche Barrieren abgebaut und Informationen in einer leicht verständlichen Sprache zugänglich gemacht werden. Insbesondere Behörden und andere Institutionen sollten Texte in leichter bzw. einfacher Sprache anbieten, um sicherzustellen, dass alle Menschen Zugang zu wichtigen Informationen haben. Eine leichte Sprache ist also keine neue Diät und eine einfache Sprache kein Trainingsprogramm für die Zunge, sondern beides sehr verständliche Ausdrucksweisen.

Einfach ist nicht leicht

Die leichte Sprache verfügt über den geringsten Schwierigkeitsgrad. Sie richtet sich vornehmlich an Menschen mit einer geistigen Behinderung oder kognitiven Einschränkungen. Die einfache Sprache liegt zwischen der leichten Sprache und der Standardsprache. Ihre Zielgruppe ist größer. Denn sie richtet sich an Menschen, die zwar lesen können, aber Probleme haben, komplexere Texte zu verstehen. Das können beispielsweise Menschen mit Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache sein. Oder aber Personen, die sich beispielsweise mit einem Fachgebiet nicht auskennen, das ihnen in einfacher Sprache erklärt wird.

Worauf bei leichter Sprache geachtet werden sollte

Leichte Sprache zeichnet sich unter anderem durch einfache Satzstrukturen sowie klare und verständliche Wörter aus. Sonderzeichen wie %, & oder Anführungszeichen lässt man besser weg. Und auch schwere oder lange Wörter sollten vermieden werden. Wo sie unabdingbar sind, werden sie durch Bindestriche gegliedert. Aus dem Bundesverfassungsgericht wird dann beispielsweise das Bundes-Verfassungs-Gericht. Da es sich dabei um ein schwierigeres Wort handelt, wird es in der leichten Sprache angekündigt und erklärt. Das kann dann beispielsweise folgendermaßen lauten: Herr Meier hat ein Problem. Er denkt: Ein Gericht kann mir helfen. Das schwere Wort für dieses Gericht ist Bundes-Verfassungs-Gericht. Das Bundes-Verfassungs-Gericht ist wichtig. Es prüft, ob Regeln und Gesetze in Ordnung sind. Wenn sie nicht richtig sind, kann es sie ändern.

Außerdem sollten die Formulierungen so konkret wie möglich sein. Also beispielsweise nicht: „Benutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel“, sondern „Benutzen Sie den Bus oder die Bahn“.
Auch Genitive und Konjunktive erschweren das Lesen. In der leichten Sprache wird dann aus der Katze des Nachbarn die Katze vom Nachbarn. Und aus „Sie würden gerne an der Veranstaltung teilnehmen, wenn sie genug Zeit hätten“ wird „Sie wollen zur Veranstaltung, wenn genug Zeit ist“.

Sprache

Wichtig ist zudem eine gut strukturierte und übersichtliche Gestaltung. Zwischenüberschriften, Absätze, Aufzählungen gliedern den Text. Es empfiehlt sich eine gut lesbare Schrift wie Verdana in 14 Punkt. Außerdem sollten unbedingt in jedem Absatz leicht verständliche Bilder und Grafiken, die die Inhalte visuell unterstützen und verdeutlichen, platziert werden.

Was die einfache Sprache auszeichnet

Im Gegensatz zur leichten unterscheidet sich die einfache Sprache optisch kaum zur konventionellen Sprache. Es können die gleichen Formatierungen wie beim Standardtext benutzt werden. Oftmals ist ein Text in einfacher Sprache jedoch länger, da Fachbegriffe und abstrakte Formulierungen erklärt und angepasst werden. Ähnlich wie bei der leichten Sprache gibt es auch hier spezielle Regeln auf der Wort-, Satz- und Textebene, allerdings müssen sie nicht ganz so streng befolgt werden. Im Vergleich zur leichten Sprache kann ein größerer Wortschatz verwendet und die Sätze etwas komplexer aufgebaut werden.

In aller Munde – wer kommuniziert in leichter bzw. einfacher Sprache?

  1. Behörden und Ämter: Gerade bei offiziellen Schreiben ist es wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger die Informationen verstehen können. Leichte Sprache wird daher oft bei Behörden und Ämtern eingesetzt, um Informationen zugänglicher zu machen.

  2. Unternehmen: Um Kundinnen und Kunden mit Lernschwierigkeiten oder Sprachbarrieren besser zu erreichen, bieten Unternehmen vermehrt Informationen in leichter bzw. einfacher Sprache an. Denn vor allem in Bereichen wie der Versicherungs- oder Finanzbranche ist es wichtig, dass die Kundschaft die Vertragsbedingungen und Informationen nachvollziehen kann.

  3. Bildungseinrichtungen: Auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen stellen des Öfteren Lehrmaterialien in leichter bzw. einfacher Sprache zur Verfügung.

  4. Medien: In den Medien findet die leichte bzw. einfache Sprache immer mehr Anklang. Durch die Verwendung von verständlichen Wörtern und kurzen Sätzen können komplexe Themen besser erklärt werden.

  5. Kulturelle Einrichtungen: Ebenso setzen Museen, Theater und andere kulturelle Einrichtungen vermehrt auf eine leichte bzw. einfache Sprache, um ihre Angebote für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen.

Wir übersetzen Ihre Texte sowohl in einfache als auch in leichte Sprache

Was sich schlüssig und einfach liest, muss vorher gut durchdacht und verstanden worden sein. Einen Text in leichter bzw. einfacher Sprache zu schreiben, erfordert also gewissen Sachverstand. Als Sprachprofis kennen wir uns mit den Regeln der leichten bzw. einfachen Sprache bestens aus und sind geübt darin, Botschaften auf den Punkt zu bringen. Gern übersetzen wir auch Ihre Inhalte in für die jeweilige Zielgruppe ansprechende und verständliche Texte. – In diesem Sinne: Trinken Sie genug!

Nadja Plaßmann
«Nadja Plaßmann mag Kurzgeschichten und lange Spaziergänge. Sie schlägt gern Wurzeln und wünscht sich manchmal Flügel. Seit 2006 korrigiert und lektoriert sie bei Apostroph Germany fremde Texte und verfasst wunderbare eigene.»
Nadja Plaßmann · Language Consultant, Apostroph Germany

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Tamara Weßel
Operative Geschäftsleitung
Tamara Weßel Operative Geschäftsleitung Apostroph Germany

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